
21.09.2023, 06:50 Uhr
Ich verabschiede mich von meiner Familie und laufe los in Richtung Bahnhof. Meine Solo-Weltreise startet direkt an der Haustüre. Das wollte ich so. Niemand sollte mich an den Flughafen fahren. Das größte Abenteuer meines Lebens sollte so beginnen.
07:17 Uhr
Noch nie war ich pünktlicher am Bahnhof als an diesem Tag. Ich warte auf den Zug. Ich steige ein und schon rollen wir Richtung Ulm. Ein auf unbestimmte Zeit letzter Blick zurück auf die Heimat. Dann ist sie außer Sichtweite. Vorfreude steigt hoch.
08:00 Uhr
Der Umstieg in Ulm hat problemlos geklappt. Eine Cola und zwei Brezeln später sitze ich im Zug nach München. Die Vorfreude schlägt in Nervosität und Ungewissheit um. Musik und die vorbeiziehende Landschaft schaffen Ablenkung.
10:00 Uhr
Unglaublich aber wahr. Die deutsche Bahn hatte keinerlei Verspätungen und ich befinde mich schon auf dem Weg vom Bahnhof zum Flughafen. Ganz ohne Stress. In der Straßenbahn überkommen mich die Gefühle. Was mache ich hier eigentlich? Warum tue ich mir das an? Was kommt auf mich zu? Schaffe ich das alles? Ich muss aussteigen und an die frische Luft. Durchatmen. Jetzt bloß keinen Rückzieher machen. Rein in die nächste Straßenbahn und weiter geht es zum Flughafen.
11:30 Uhr
Ich sitze bereits am Gate, habe eingecheckt und schaue auf die Rollfelder. Ich beobachte die Menschen. Wie viele von den Menschen die ich sehe machen sich gerade auf den Weg zu ihrem persönlichen Abenteuer?
14:00 Uhr
Ich steige in den Flieger, der mich nach Bangkok in Thailand bringen soll. Jetzt gibt es kein zurück mehr. Eine Mischung an Gefühlen steigt in mir hoch. Freude, Angst, Angespanntheit Nervosität. Das ganze Wechselbad der Gefühle, das sich in den letzten Wochen angestaut hat kommt innerhalb von Minuten hoch. In meiner Reihe sitzt ein älterer Herr am Fenster, der Mittelsitz ist noch leer. Ich hatte mir den Platz am Gang gebucht weil ich nicht eingekesselt sein wollte.
14:30 Uhr
Wir rollen auf die Startbahn und der Pilot startet die Turbinen. Jetzt gibt es also kein zurück mehr. In wenigen Stunden bin ich Tausende Kilometer von allem entfernt, was mir bisher Sicherheit gab. Mir ist schlecht. Der Platz in der Mitte bleibt glücklicherweise leer und mit dem Mann am Fenster habe ich bereits ein paar Worte gewechselt. Er ist auf dem Weg nach Thailand um seine Frau nach Deutschland zu holen. Ich muss schmunzeln. Mehr Cliche in den ersten Minuten meiner Reise geht wohl nicht. Aber ich bin froh etwas Ablenkung zu haben. Der Schub der Turbinen setzt ein, wir nehmen Fahrt auf und heben ab. Das Abenteuer beginnt.




So habe ich die ersten Stunden meiner Reise in Erinnerung.
Nach gut zehn Monaten auf Reisen (gefühlt zwei Jahre) kann ich mit einem Grinsen auf diese Zeit zurück blicken. Die Entscheidung zu gehen war die größte Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe. Die Wochen bis zum Abflug waren ein Wechselbad der Gefühle, die sich mit dem Schritt in den Flieger entladen haben.
Ich bin froh, dass die Sehnsucht die Welt zu sehen stärker war als die Angst und Zweifel vor der Ungewissheit. Und auch die Angst im Alter zurück zu denken und zu bereuen es nicht zumindest versucht zu haben, war größer. Manchmal muss man eben Rennen bevor man Laufen kann. Ich würde es jederzeit genau wieder so machen. Auch wenn dieser Schritt in den Flieger der erste von vielen sein würde, in dem ich meine Komfortzone verlassen musste.
Mit diesem Blog möchte ich meine Erfahrungen und Erlebnisse der letzten und hoffentlich auch nächsten Monate teilen. Erstens für meine Familie und meine Freunde, die wetten abgeschlossen haben, wie lange ich unterwegs sein werde (hab ich dadurch eigentlich die Wetteinsätze gewonnen?) und zweitens für dich. Ich möchte dich inspirieren auf deine eigene Reise zu gehen, die Komfortzone zu verlassen und offen für neue Erfahrungen zu sein. Und das bedeutet nicht, dass du deinen Job kündigen und morgen auf Weltreise gehen sollst auch wenn ich dir dass nur wärmstens empfehlen kann. Wie auch immer deine Reise aussieht, spring ins kalte Wasser und fang an die Dinge zu tun, die du wirklich tun willst. Egal was andere davon halten oder darüber denken. Es ist dein Leben und am Ende bist du der einzige der es leben kann.